SCHREI AUF e.V.

Disorder

03.08.2020, Waldhausener Straße 62, Performance beim #Waldhausener Sommerfest im Zuge des Projekts „Vakanz“

Projektleitung: Laura Heyer

Weitere beteiligte Person/en : Doro Frings, Tim Koehler

After many years spinning a web believing I would be the spider, I found myself as a fly in my own web. I lost control. The one thing I thought I could keep forever. I’m no longer capable of making decisions for my own good. I’m small. Vulnerable.

Every morning I wake up as a fly. During the day I’m dying and in the next morning I’m born again. I just did what a fly needs to do. A fly that believes it would be a spider.

I didn’t even notice that it happened to me. As long as the web was growing and there were more threads and strings there was no reason to be concerned.

I got caught by my own mind. I got caught by the threads the outside has built around me.

So this is where sacrifice and my unconciousness about it have brought me. It might be a web full of mistakes and maybe it’s just the circle of life, but it’s almost impossible for me to free myself.

I’m finally dependent on you. I have no choice than finally letting it all go and just be whatever happens to me from now on.

 Im Zuge des „#Waldhausener Sommerfests“ am 03.08.2020 plante das Performance Team 2019 drei Performances. Zwei davon sollten im öffentlichen Raum stattfinden. „DISORDER“ sollte die erste Performance werden, die in den Räumen der Waldhausener Straße 62 stattfindet. Im Rahmen von dem Leerstandsprojekt „Vakanz“, bei dem leerstehende Gebäude und Räume KünstlerInnen auf bestimmte Zeit kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, konnte auch der SCHREI AUF e.V. endlich die Räume im Erdgeschoss der Waldhausener Straße 62 beziehen. Das Projekt „Vakanz“ startete im August 2019. Damit war die Performance „DISORDER“ auch eine gute Möglichkeit, sich mit den Räumen des jetzigen Atelierhauses als Ort für Kunst und Begegnung bekannt zu machen. Die Idee zur Performance entwickelte Laura Heyer, welche außerdem die Performance umsetzte. „DISORDER“ behandelt ein Gefühl von Unfreiheit und der plötzlichen Erkenntnis darüber, gepaart mit der Erkenntnis, selbst für die Unfreiheit und die Unbeweglichkeit verantwortlich zu sein ohne jegliches Bewusstsein. Die plötzliche Erkenntnis über den Zustand der Unfreiheit und Unbeweglichkeit führt zu einem Gefühl der Auslieferung. So entstand das Bild der Fliege, welche fest davon ausging, eine Spinne zu sein und nun in ihren eigenen Fäden festhängt, sich selbst nicht mehr befreien kann. Der Zuschauer sollte mit diesem Szenario vor eine Entscheidung gestellt werden: Es sollte ihm möglich sein, die Performerin mit weiteren „Fäden“ „einzuspinnen“ oder die Performerin aus dem „Spinnennetz“, aus dem Netz der Unfreiheit, zu befreien.

Durch einen dunklen Flur hindurch, kam der Zuschauer in einen größeren Raum, in dem auf großen Plakaten ein Text über das Leid der Fliege und die furchtbare Situation, in die sich sich gebracht hatte (siehe Text unter Foto), zu lesen war . Durch Schwarzlichtröhren erstrahlte der Raum in einem blau und die weiße Kordel des Spinnenetzes und das weiße Kostüm der Performerin leuchteten so hell auf. Die Performerin lag in „Spinnweben“ eingewickelt und verknotet auf einer schwarzen Plattform. Vor dieser Installation war ein Fernseher aufgebaut, auf dem nur Rauschen zu erkennen war. Daneben befanden sich schon vorgefertigte Kordel-Stücke, die die Zuschauer verwenden durften. Die HelferInnen Doro Frings und Tim Koehler begleiteten die Zuschauer in den Raum hinein und beobachteten die Aktionen der Zuschauer aus Sicherheitsgründen aufmerksam. Die Performance war nach etwa 4 Stunden beendet.

Die Reaktionen der ZuschauerInnen verhielten sich sehr unterschiedlich. Einige ließen sich durch die Kordelstücke animieren, weitere Fäden an der Performerin anzubringen, andere befreiten die Performerin von Fäden. Wieder andere fungierten als stille Beobachter und verweilten lediglich eine Weile im Raum. Die Gestaltung des Raumes sorgte bei vielen ZuschauerInnen für ein Gefühl von Unwohlsein, teilweise sogar Angst. Es kam zu keinem Zeitpunkt dazu, dass sich das Spinnennetz komplett auflöste. Mal waren es mehr, mal weniger Fäden. Am Ende der Performance war das Spinnennetz allerdings sichtlich gewachsen und die Performerin letztlich vollständig unbeweglich. Dadurch, dass die Performance von der Straße aus, nicht wirklich kenntlich gemacht wurde und sich die Performance zu diesem Zeitpunkt in einem Haus abspielte, das als Leerstand bekannt und daher recht unscheinbar ist, war die Anzahl der Zuschauer begrenzt. Dies führte allerdings zu besonders intensiven und teilweise intimen Momenten zwischen Zuschauer und Performerin.

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