SCHREI AUF e.V.

C.U.N.T.

14. November 2019, Projekt 42

Verantwortliche Person/en: Manuel Brockers

Beteiligte Person/en (mit Rollen) : Laura Heyer, Doro Frings, Farhad, Jonas Gladbach, Manuel Brockers, Clemens Paschke, Martin Kirchner

Ausgeschrieben steht der Titel der Performance für „coagulated, unloved, neglected toys“. Also die „miteinander verklebten, ungeliebten, vernachlässigten Spielzeuge“. Thematisch behandelt das Projekt also im sozialen Kontext empfundene Kränkungen durch andere (z.B. Stigmatisierung anderer Menschen (aufgrund von Obdachlosigkeit, psychischen Krankheiten, Alter, etc.), (Cyber-)Mobbing bis hin zu tatsächlicher Zurückweisung von amourösen Gefühlen oder Vernachlässigung durch die eigenen Eltern. Auch fehlende Selbstliebe kann als Kontext gelten. Auf einer zweiten  Ebene wird der Themenbereich „Spiel“ mit in die Aufführung einbezogen; der Mensch als spielerisches und spielendes Wesen. Die Sicht soll geschärft werden für die Abweichungen zwischen dem kindlichen, unbefangenen Umgang untereinander und der kalkulierenden, oft auch verletzenden Verhaltensweise, die im Erwachsenenalter an manchen Stellen Bahn bricht. Auch der Begriff des Spiels in der Populärmusik wird zur Ergänzung in die Performance mit aufgenommen. Als wichtigster Punkt in der Arbeit sollte dem Publikum letztendlich ein Lösungsansatz mit auf den Weg gegeben werden, wie dem Verlust des Kindlichen und des Unbefangenen begegnet werden kann: „Come together und vereinigt euch! Seid stark und schön in der Gemeinschaft!“

Die räumliche Aufteilung des Projekt 42 wurde genutzt, um die Aufführung in zwei getrennten Arealen durchführen zu können. Die Zuschauer wurden am Eingang des Projekt42 empfangen und grob über die nun folgenden Abläufe der Performance informiert. Nach einer kurzen Wartezeit in den vorderen Räumen („Publikumsbereich“) wurde das Publikum dann in Kleingruppen zu viert in den hinteren Raum („Performancebereich“) geleitet, wo sie animiert wurden, ausliegende Stofftiere anhand von Scheren in kleine Teile zu zerlegen. Unterstützt von einer Soundinstallation, Kunstnebel und angepasster Lichtfarbe wurde eine eher kalte und ungastliche Atmosphäre erzeugt. Zudem gab es per Kamera eine Live-Übertragung der Geschehnisse aus dem Performancebereich, wo die Stofftiere bearbeitet wurden, auf riesige Leinwände im Publikumsbereich. Nachdem alle Gäste einmal im hinteren Bereich waren, folgte eine kurze Umbaupause und die Künstler machten sich daran, die Stofftier-Stücke auf einer großen Holzplatte zu arrangieren und zu verkleben. Begleitet wurde dieses zweite Segment durch warme Lichtfarben, eine in Endlosschleife laufende Videocollage und trancehafte Livemusik. Das Publikum war dabei eingeladen, das Geschehen aus der Nähe zu verfolgen und sich in die versöhnliche, wohlige Atmosphäre fallen zu lassen.

Die Aufführung wurde von 25 Gästen besucht und besonders für Spannungsbogen und die Erzeugung intensiv wechselnder Emotionen gelobt. Dem Kernstück der Aufführung – also dem Zerschneiden von Spielzeugen – trat das Publikum sehr verschieden entgegen. Von absoluter Verweigerung bis zu beherztem Zugreifen war alles dabei. Da durch die Live-Übertragung auch verfolgt werden konnte, wie andere Personen mit den Stofftieren umgehen, entspannen sich Diskussionen, die auch nach der Performance anhielten und zum Austausch anregten. Der begleitende Einsatz unterschiedlichster Medien (Live-Musik, Lichtspiel, Videocollage, Projektionen) gefiel dem Publikum sehr. Er habe die Sache „rund“ gemacht, so eine häufige Rückmeldung. Den versöhnlichen Aspekt erkannten zwar nicht alle Zuschauer. Was aber letztlich auch half, das Gesehene weiter im Gespräch zu halten.

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