SCHREI AUF e.V.

Space Babies / Studio 42- Space Invasion

Datum,Ort: 14.09.2018, Projekt 42 (Waldhausener Straße 42, 41061 Mönchengladbach)

Projektleitung: Laura Heyer

Beteiligte Person/en (mit Rollen) : Doro Frisch, Andre Fuchs, Anja Reimboth, Laura Heyer

Kooperationspartner: Projekt 42 (Andreas Ochotta)

Nach der Beendigung des einjährigen Theaterstücks „HÄSSLICH“, in welchem sich das Ensemble 2017/2018 mit Essstörungen und ihren Folgen tiefgehend beschäftigte, entstand der Wunsch nach der Auseinandersetzung mit weniger schwierigen und emotional aufreibenden Themen. Zumindest unmittelbar nach dem Theaterstück. Außerdem hatte das Ensemble wieder Lust auf Performance Kunst und Improvisation. Nach einer erfolgreichen zweijährigen Kooperation mit dem Projekt 42 bestand außerdem von beiden Seiten aus weiterhin Interesse an einer Zusammenarbeit. Der Geschäftsführer des Projekts 42, Andreas Ochotta, startete eine Veranstaltungsreihe, die durch das „Studio 52“ inspiriert wurde. Das Studio 52 war ein New Yorker Nachtclub in den späten 70er und frühen 80er Jahren, welches für seine Extravaganz bekannt war. Die Veranstaltungsreihe im Projekt 42 nannte Andreas Ochotta „Studio 42“ und fragte SCHREI AUF an, während einer der Veranstaltungen eine Performance durchzuführen. Nach einem gemeinsamen Brainstorming mit Andreas Ochotta entstand die Idee, den Abend unter dem Thema „Weltall“ zu gestalten.

Für die Vorbereitung der Performance war wenig Zeit. Das bedeutete, dass keine aufwendigen Kostüme produziert werden konnten und keine klar strukturierten Abläufe durchgeführt werden könnten.

Auf dieser Basis entwickelte Laura Heyer das Grundkonzept und die Geschichte hinter der Performance. Ziel der Performance und des Raumkonzepts sollte sein, die Gäste in eine fremde Welt weit im Weltall zu entführen, in welcher Wesen leben und agieren, von denen man auf der Erde noch nie etwas gehört hat. So wurden die Gäste eingeladen, in das Weltall zu fliegen und dort eine Nacht lang auf dem „Planeten 42“ zu verbringen. Es wurde angekündigt, dass der Planet 42 von den sogenannten „Spabies“ bewohnt wird. Es handele sich dabei um fliegende, puppenähnliche Space-Babys, die vor Jahrtausenden aufgrund ihrer magischen Kräfte von den Erdbewohnern ins Weltall verbannt wurden. Außerdem wurde angekündigt, dass unklar ist, wie die Spabies auf die Erdbewohner reagieren würden und welche Wesen dort noch anzutreffen sind.

Die sogenannten „Spabies“ waren Spielpuppen, Baby-Puppen wie z.B. von der Marke Baby Born, welche als Requisite im ersten Theaterstück von SCHREI AUF dienten. Die Puppen wurden mit Alufolie und anderen Materialien in Space-Optik umgestaltet und dann an langen Schnüren an der Decke des Projekts 42 befestigt, sodass sie über den Gästen schwebten. Zur Dekoration und Gestaltung des Raumes wurde unter anderem Schwarzlicht verwendet, alte Rohre und andere metallische Werkzeuge und Bauelemente, Rettungsdecken und umgestaltete Schaufensterpuppen. Auf der Plattform links gegenüber von der Kasse wurde ein Zelt aufgebaut inmitten einer fast postapokalyptischen Atmosphäre, das von innen blau ausgeleuchtet war. Diese Installation diente als Basis für die vier PerformerInnen, welche ebenfalls als Bewohner des Planeten 42 fungierten.

Die PerformerInnen rieben sich mit weißer Körperfarbe ein, welche mit Glitzer vermischt wurde, gelten sich die Haare zurück, trugen große weiße T-Shirts und darunter schwarze Netzstrumpfhosen und schwarze Stiefel- die Punks unter den Aliens. Ihre Aufgabe war es, die Gäste bzw. die Eindringlinge genau zu untersuchen und ihnen eventuell ein paar Streiche zu spielen. Ziel bei der Umsetzung war außerdem, sich von einem  menschlichen, nachvollziehbaren Verhalten zu distanzieren und eigene Kommunikations- und Bewegungsformen zu entwickeln. Eine der PerformerInnen brachte ihre Jonglagekunst mit in die Performance ein und nutzte dafür leuchtende Jonglierbälle. Ansonsten nutzen die PerformerInnen die Gegenstände, die im Raum verteilt waren, darunter auch eine alter Staubsaugerschlauch, der, wenn man ihn mit großer Geschwindigkeit in der Luft kreist, eigenartige Geräusche freisetzt. Während der Performance wurde auch der öffentliche Raum mit einbezogen, um Menschen zu motivieren, die Veranstaltung besuchen.

Wir stellten während der Performance fest, dass die Begleitung einer Party, nachts innerhalb der Altstadt, in der sich zunehmend betrunkenere Menschen aufhalten, ganz eigene Anforderungen mit sich bringt. Somit war diese Performance nicht der Performance Kunst zuzuordnen, zumindest nicht im klassischen Sinne und nicht durchgängig. Der Fokus lag auf der Interaktion mit den Gästen, der Motivation der Gäste und der Unterhaltung der Gäste, was auf beiden Seiten zu interessanten und spaßigen Begegnungen führte. Dass unter diesen Umständen hin und wieder auch unangenehme Reaktionen und Begegnungen stattfanden, hatten wir so gut wie möglich mit eingeplant.

Die Performance gab uns die Möglichkeit, andere Seiten an uns zu entdecken, die Rolle des „Entertainers“ zu erfahren, aber sich auch hin und wieder davon zu distanzieren, um interessant zu bleiben und unseren Vorsätzen treu zu bleiben. Wir sehen die Performance heute als einen Einstieg in ein anderes Genre bzw. einen anderen Bereich, welchen wir später immer weiter erkundet und ausgeweitet haben. Die Performance zeigte, dass wir neben ernsten Themen, tiefen Emotionen und provokativer und konfrontativer Ästhetik auch niedrigschwellige, unterhaltsame Kunst anbieten können, die sich zur Begleitung von Partys und von Festivals eignet. Dabei behalten wir jedoch immer unsere Extravaganz und Innovation.

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